Was ist Kulturvermittlung

© Arbeitskreis Neu
Hast du in einem Museum schon einmal an einer Führung oder einem Workshop teilgenommen? Sind dir in einer Ausstellung schon einmal Texte, Begleithefte oder Stationen zum Mitmachen aufgefallen oder hast du gar deine Ideen aktiv bei einem partizipativen Projekt eingebracht?
All das und vieles mehr initiieren, konzipieren und gestalten Kulturvermittler:innen.
Kulturvermittlung ist ein Sammelbegriff für vielfältige Tätigkeiten an der Schnittstelle zwischen Besucher:innen und Kultureinreichtungen, wie Museen oder Ausstellungshäusern, und darüber hinaus.

Berufsbild Kulturvermittlung
Gemeinsam mit ICOM CECA Austria hat der Österreichische Verband der Kulturvermittler:innen 2017 das Berufsbild Kulturvermittlung verabschiedet, in dem das berufliche Selbstverständnis und die Tätigkeiten von Kulturvermittler:innen definiert sind.
Berufsbild
Kulturvermittler:innen initiieren inklusive Bildungs- und Kommunikationsprozesse und schaffen Erfahrungsräume. Sie informieren, moderieren und sie fördern die kritische Auseinandersetzung mit musealen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Hierfür recherchieren, selektieren und interpretieren sie auf Basis aktueller Forschungserkenntnisse Inhalte für ein heterogenes Publikum. Sie betreiben interdisziplinäre Netzwerkarbeit.
Kulturvermittler:innen arbeiten an der Programmierung und inhaltlichen Ausrichtung der Institution mit. Sie wählen und entwickeln adäquate Formate und Methoden, mit denen die Inhalte auf personale und mediale Weise vermittelt werden (Apps, Audioguides, Ausstellungs- und Künstler:innengespräche, Begleithefte, Besucher:innenkataloge, Diskussionen, Führungen, Raumtexte, Workshops etc.). Sie kuratieren partizipatorische Aktionen sowie Interventionen und setzen Programmschwerpunkte. Dies bedingt eine ständige Reflexion von Theorie und Praxis.
Kulturvermittler:innen gehen bei ihrer Tätigkeit von der Gegenwart aus. Sie diskutieren die gesellschaftliche Relevanz der institutionellen Fragestellungen und der musealen Objekte und setzen sie in aktuelle Kontexte.

Positionspapiere und Qualitätskriterien
Als Verband entwickeln wir Positionspapiere, die aufbauend auf das Berufsbild die Rahmenbedingungen und Qualitätsstandards für professionelle Kulturvermittlung festhalten und weiterentwickeln sollen.

Honorarempfehlungen und Fair Pay
Wie soll eine angemessene und faire Bezahlung in Kunst, Kultur und freien Medien aussehen? Der Fair Pay Reader 2024 legt eine aktuelle Sammlung an Fair-Pay-Tools in Form von Gehaltstabellen, Kollektivverträgen, Kalkulationshilfen und unverbindlichen Honorarempfehlungen für Kunst und Kultur vor. Im Beitrag des Verbands der Kulturvermittler:innen finden sich Informationen zu fairen Standards und deren Umsetzung im Feld der Kulturvermittlung.
zum Fair Pay Reader auf kulturrat.at
Wir empfehlen entsprechend dem Berufsbild der Kulturvermittlung folgendes Vertragsverhältnis für Kulturvermittler:innen im Museums- und Ausstellungswesen:
- Echte Dienstnehmer:in - unbefristete Anstellung mit einer definierten Anzahl von Wochenstunden. Das Gehalt unterliegt der Ortsüblichkeit und orientiert sich am Gehalt von Kurator:innen.
Für freie und selbstständige Tätigkeiten bzw. kurzfristige Arbeiten:
- Befristete Anstellung bzw. fallweise Beschäftigung zu den oben genannten Konditionen
- Selbstständige Unternehmer:innen
Arbeitsstunde Kulturvermittlung € 90,00*
- exkl. UST
- exkl. Spesen, Materialkosten etc.
- exkl. Fahrtkosten und Kilometergeld
Die Vertragsform für sogenannte freie Dienstnehmer:innen wird in vielen Bundesländern für ausführende Tätigkeiten (z.B. termin- und ortsbezogene Durchführung von Programmen) von den Sozialversicherungsträgern NICHT akzeptiert.
Beschäftigungen in dieser Vertragsform könnten für Arbeitgeber:innen mit rückwirkenden Strafzahlungen verbunden sein. Diese Regelung wird in Österreich unterschiedlich und von den Häusern individuell gehandhabt.

Ausbildungsstandards
Um eine qualitätvolle Vermittlungsarbeit in Museen und Ausstellungshäusern zu gewährleisten, schlägt der Verband der Kulturvermittler:innen folgende Standards in der Ausbildung für Kulturvermittler:innen vor.
Ein Drei-Stufen-Modell berücksichtigt individuelle Bedürfnisse und personelle Ressourcen unterschiedlicher Institutionen.
Diese Empfehlungen zu Ausbildungsstandards wenden sich an Anbieter:innen von Kursen und Ausbildungen, sind als Orientierung für die Konzeption von Stellenausschreibungen und als Information für Vermittler:innen gedacht.

Literatur und Leitfäden
Unsere Empfehlungen findet ihr hier gesammelt:
Literaturliste (pdf) - in Arbeit (Stand: März 2025)